Faszination Segelfliegen - ein Flugbericht

Schon gestern Abend deutete es sich an: Der Wetterbericht sagt für den nächsten Tag gutes Segelflugwetter voraus. Und heute Morgen ist der aktuelle Bericht noch etwas optimistischer: Gute bis sehr gute Thermik, Arbeitshöhen bis 3000 m, allerdings gebietsweise Überentwicklungen. Was heißt das für einen Segelflieger? Frühstücken, Fliegertasche mit Karten, Navi, Verpflegung packen und ab zum Flugplatz nach Marpingen.

 

Dort angekommen herrscht schon reges Treiben. Schnell wird abgesprochen wer welchen Flieger holt und schon sind die Startvorbereitungen in vollem Gange. Schnell ist ein Mitflieger für den Duo Discus, unseren ILSA-Vereinsdoppelsitzer, gefunden .Also raus mit dem Ding aus der Halle, ausgiebigerer Check der Ruder und Instrumente, Bordpapiere einpacken, Verpflegung unterbringen, PDA installieren. Wie die Autofahrer das Navi nutzen, nutzen die Flieger einen PDA oder bordeigenen Rechner, der uns mittels GPS den Flugweg und vor allem die Grenzen der Lufträume zeigt. Die müssen wir unbedingt beachten, um uns und vor allem auch andere nicht zu gefährden.

 

Während die ersten Schlepps im Gange sind, planen wir grob die Strecke für den heutigen Tag .Ein wichtiges Kriterium hierbei ist natürlich das Wetter und die schon vorher erwähnten Lufträume. Bestimmte Lufträume können nur temporär genutzt werden, eine Freigabe kann dann bei Langen Information erfragt werden. Die Fluglotsen dort haben aber oft ein Herz für Segelflieger.

 

Und dann sind wir auch schon in der Luft. Das Schleppflugzeug bringt uns auf 500 m. Wir klinken aus und dann der erste Aufwind: 3m/s - vielversprechend. Wir verlassen ihn in 1500 m und ab geht’s erst mal in Richtung Saarschleife. Die Überentwicklung fern im Nordwesten wird sichtbar. Wir umrunden die Saarschleife und weiter geht’s an der Saar entlang in Richtung Trier. Die Steigwerte sind gut, die Wolkenuntergrenze steigt fast minütlich an - die Freude im Cockpit auch.

 

An der Saarmündung bei Konz überfliegen wir die Mosel mit Kurs auf Bitburg.Wie befürchtet in der nördlichen Eifel Überentwicklung - Plan B tritt in Kraft: Wir nehmen Kurs auf Koblenz , da sieht es recht gut aus. Rechts unter uns schlängelt sich die Mosel, links tauchen die Eifelmaare auf. Die Basis steigt weiter an, allerdings fliegen wir jetzt unter einer riesigen Wolkenabdeckung durch. Vor uns taucht der Laacher See auf, dahinter der Rhein. Wir gleiten mit 160 km/h durch einen kleinen Schauer und steigen trotzdem- die Begeisterung steigt mit.

 

Und dann haben wir die Riesenwolke hinter uns, die Sonne wärmt uns wieder auf, und das Wetter auf Kurs sieht wieder richtig gut aus. Zwischen Neuwied und Andernach überqueren wir den Rhein- Kurs Siegerland. Unter uns jetzt der Westerwald, vor uns rechts die Silhouette des Taunus, links im Norden die Spitzen des Siebengebirges. Gegen 15 Uhr liegt der Flugplatz Siegerland, unser Wendepunkt, vor uns. Noch einmal Thermik tanken, kurze Absprache und wir beschließen, uns nach Süden- Richtung Pfälzer Wald- zu orientieren.

 

Nordwestlich von Bingen passieren wir einen schmalen Korridor zwischen den Lufträumen Hahn und Frankfurt. Im Süden taucht der Donnersberg auf. Die Wolkenbasis ist mittlerweile bis 2800m angestiegen, wir können problemlos die Kontrollzone Ramstein überfliegen. Unter uns dann der Flugplatz Ramstein und im Süden- fast schwarz- der Pfälzer Wald. Links vom Kurs Bad Dürkheim und Neustadt a.d.W., das Hambacher Schloss, schräg unter uns der imposante Trifels, fliegen wir jetzt zu unserem zweiten Wendepunkt Wissembourg an der deutsch-französischen Grenze. Diesen erreichen wir gegen 17 Uhr.

 

Kurze Absprache, wir sind uns einig, es trocknet ab, d.h. die Wolken lösen sich mehr und mehr auf und auch die Steigwerte werden sich jetzt gegen Abend voraussichtlich verringern.

Also neuer Kurs Richtung Heimat- wir legen den letzten Wendepunkt nach Dillingen, dort gibt’s den Hüttenbart. Der geht auch noch spät abends – nicht immer, aber meistens.

 

Vor uns taucht Pirmasens auf, links im Westen der Flughafen Zweibrücken. Wir sind über der Kontrollzone- no problem! Wir fliegen knapp am Luftraum TMZ Saarbrücken vorbei, Richtung Westen: Willkommen über dem Saarland. Von wegen Aufsteigerland- unsere Steigwerte lassen jetzt merklich nach, unsere Stimmung auch. Wir halten aber an unserem Ziel Dillingen fest, passieren Neunkirchen, Lebach. Die Höhe schmilzt, die Laune schmilzt, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Dillingen taucht auf, jetzt unter uns die Hütte, da muss der Hüttenbart sein. Na endlich, es stinkt schon mal, aber das wars dann auch. Uns stinkt es auch, es reicht für heute. Jetzt Endanflug nach Marpingen, unser Rechner sagt: Die Höhe reicht dicke, er muss es ja wissen.

 

Nach fast 5 Stunden taucht unser Flugplatz Marpingen wieder auf. Wir landen gleich und rollen vor der Halle aus. Raus aus dem Cockpit, abklatschen und Genugtuung nach einem schönen, problemlosen Flug.Es folgen die üblichen Routinearbeiten nach dem Flug: Rechner auslesen, Batterien raus ans Ladegerät, Flugzeug waschen und ab in die Halle: Beim Schließen der Hallentore ein letzter Blick zurück: „Gute Nacht Duo,… hast uns gut geflogen heute!“ Erste kurze Nachbesprechung bei einem verdienten Bier, die Statistik unseres Fluges ist in Ordnung: Gesamtflugstrecke 500 km, Durchschnittsgeschwindigkeit 100 km/h, Kurbelanteil 34%,…wir sind zufrieden. Und dann nach Hause, Grillen mit Nachbarn ist angesagt. Und ab und zu an diesem lauhenFrühlingsabend, in ruhigen Augenblicken, Erinnerung an den heutigen Flug: 500 km ohne Motor, nur mit der Kraft der Sonne! Erfolgsgefühl, Zufriedenheit ,Stolz auf ein grandioses, lautloses Hobby,……Faszination Segelfliegen

(H.S. und R.M. - Segelfluggemeinschaft IlSa)